Um mehr Aufmerksamkeit für das Thema Darmkrebsvorsorge zu schaffen, ist der März in Deutschland Awarenessmonat für Darmkrebs. Seit mehr als 20 Jahren wird der Aktionsmonat für eine der häufigsten Krebserkrankungen jährlich unter anderem von der Felix Burda Stiftung, der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ausgerufen.

Situation in Rheinland-Pfalz

Die aktuell dem Krebsregisters Rheinland-Pfalz im Institut für digitale Gesundheitsdaten vorliegenden Zahlen zeigen, dass Darmkrebs 2022* in Rheinland-Pfalz bei Frauen und Männern die dritthäufigste Krebserkrankung war.  Bei 2.701 Menschen wurden diese Tumoren in Rheinland-Pfalz neu diagnostiziert, davon 1.170 bei Frauen sowie 1.531 bei Männern.

Hauptrisikofaktor für die Erkrankung ist das Alter: Mehr als die Hälfte der Erstdiagnosen entfällt in Rheinland-Pfalz auf Menschen über 70, weniger als 10 Prozent der Krebserkrankungen treten vor dem 50. Lebensjahr auf. Bei Menschen unter 50 konnte in Rheinland-Pfalz entgegen einer europäischen Studie1 zum aktuellen Zeitpunkt keine steigende Inzidenz festgestellt werden.

Die Mortalität (Anzahl der Sterbefälle in einem bestimmten Zeitraum bezogen auf die Gesamtanzahl der Individuen) bei Darmkrebserkrankungen ist in den letzten Jahren in Rheinland-Pfalz erfreulicherweise gesunken. Trotzdem starben 2022 über 1.100 Menschen an Darmkrebs. Mit 480 Sterbefällen ist Darmkrebs in dem Jahr die vierthäufigste Krebstodesursache bei Frauen. Bei Männern liegt Darmkrebs mit 636 Sterbefällen auf dem dritten Platz der häufigsten Krebstodesursachen.

Darmkrebs rechtzeitig zu erkennen, erhöht die Überlebenschancen

Wird Darmkrebs rechtzeitig erkannt, ist die Behandlung sehr erfolgversprechend. Regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen sind deshalb enorm wichtig. „Bei frühzeitiger Diagnose sind die Überlebenschancen der Patientinnen und Patienten signifikant besser, als wenn der Tumor in einem späteren Stadium entdeckt wird“, so PD Dr. Christina Justenhoven, Leiterin der Abteilung Datenauswertung und Reporting des Krebsregisters im IDG. Im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms übernehmen Krankenkassen die Kosten einer Darmspiegelung (Koloskopie) für Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren. Dabei können gegebenenfalls Darmpolypen entfernt werden, die sich zu Krebs entwickeln könnten. Wie eine aktuelle Studie² belegt, kann der Einsatz von Künstlicher Intelligenz schon heute helfen, um Auffälligkeiten noch besser zu erkennen. Bei unauffälligem Befund kann nach zehn Jahren eine Wiederholungskoloskopie erfolgen. Alternativ zur Koloskopie kann auch ein Stuhltest zur Vorsorge in Anspruch genommen werden.

Eine gesetzliche Aufgabe der Krebsregister in Deutschland besteht in der Unterstützung bei der Qualitätssicherung der organisierten Krebsfrüherkennung. Etabliert ist dies bereits im Bereich Brustkrebs und Mammographie-Screening. Seit diesem Jahr gibt es auch onkologische Krebsfrüherkennungsprogramme für Zervixkarzinome und Darmkrebs. Im Rahmen einer ersten Testphase dieses Programms hat das Krebsregister bereits verschlüsselt Daten für einen ersten Abgleich mit Krankenkassendaten und quantitative Auswertungen bereitstellt. „Auf diese Weise können wir mit unseren Daten die Qualitätssicherung in der Krebsprävention fördern und zur Verbesserung der Früherkennung beitragen“, erklärt Philipp Kachel, Geschäftsführer des IDG.

Die bestmögliche Versorgung für Menschen mit Darmkrebs finden

Menschen mit einer Darmkrebsdiagnose stehen heute zahlreiche Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die individuell auf die jeweilige Diagnose abgestimmt sind. Die sogenannte WiZen-Studie³ und auch die Daten des Krebsregisters Rheinland-Pfalz im IDG zeigen, dass die Überlebenschancen von Tumorpatientinnen und -patienten, die sich in einem DKG-zertifizierten Zentrum behandeln lassen, erhöht sind. Daher wird empfohlen, bei einer Darmkrebsdiagnose die Behandlungsoptionen eines zertifizierten Zentrums zu nutzen. Im Jahr 2022 lag der prozentuale Anteil der Patientinnen bei 39,3 Prozent und der Patienten bei 41,4 Prozent, die in Rheinland-Pfalz in einem DKG-zertifiziertem Zentrum behandelt wurden. Einen Überblick über alle Zentren sowie eine übersichtliche Zusammenfassung der bestehenden Versorgungsstrukturen, unter Berücksichtigung von Selbsthilfegruppen und Möglichkeiten der Rehabilitation, finden Patientinnen und Patienten zeitnah in dem vom Institut für digitale Gesundheitsdaten entwickelten Onkologischen Versorgungsatlas.

Das Krebsregister im IDG Institut für digitale Gesundheitsdaten RLP

Das Institut für digitale Gesundheitsdaten RLP hat langjährige Erfahrung im Umgang mit sensiblen Patientendaten und deren gesellschaftlicher Nutzung. Der Schwerpunkt liegt insbesondere in den Bereichen Datenerfassung, Datenmanagement, Datenanalyse, Datenintegration und Datenvisualisierung. Der Geschäftsbereich Krebsregister RLP erfasst seit 2016 flächendeckend stationäre und ambulante Patientendaten zu Auftreten, Behandlung und Verlauf von Tumorerkrankungen. Jährlich übermitteln die onkologisch tätigen Einrichtungen etwa 450.000 Meldungen an das Krebsregister RLP, die dort qualitätsgesichert aufbereitet und ausgewertet werden. Inzwischen liegen Daten zu nahezu 1.000.000 Menschen mit Krebserkrankungen vor. Das oberste Ziel des Krebsregisters ist es, die onkologische Versorgung für Patientinnen und Patienten in Rheinland-Pfalz zu verbessern. Erfahren Sie mehr unter www.krebsregister-rlp.de oder www.idg-rlp.de.

*Es wurde das Jahr 2022 gewählt, um eine größtmögliche Vollständigkeit der gemeldeten Darmtumoren sicherzustellen.

1 Annals of Oncology 2024 · La Vecchia, Santucci, Mignozzi et al.: European cancer mortality predictions for the year 2024 with focus on colorectal cancer · Volume 35, Issue 3; DOI: 10.1016/j.annonc.2023.12.003

² The Lancet 2024 · Maas, Neumann, Shirin et. al.: A computer-aided polyp detection system in screening and surveillance colonoscopy: an international, multicentre, randomised, tandem trial · Volume 6, Issue 3; DOI: 10.1016/S2589-7500(23)00242-X

³GGW 2022 · Schoffer, Klinkhammer-Schalke, Schmitt: Überlebensvorteile bei Behandlung in zertifizierten Krebszentren · Jg. 22, Heft 4 (November), 7–15