Rückblick: Qualitätskonferenz 2017

Im Rathaus der Stadt Mainz fand am 08. November 2017 die erste landesweite Qualitätskonferenz des Krebsregisters Rheinland-Pfalz statt. Die Schwerpunktthemen waren Mamma-, Prostata- und kolorektale Karzinome.

Zu Beginn begrüßte Frau Antje Swietlik, Geschäftsführerin der Krebsregister Rheinland-Pfalz gGmbH, die mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer recht herzlich, informierte über die aktuelle Situation beim Aufbau des Krebsregisters und stellte den Ablauf der Konferenz kurz vor.

Dr. Klaus Jahn als Vertreter der Abteilung Gesundheit des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demographie hielt das Grußwort. Er wies auf seine beiden Funktionen als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Krebsregister Rheinland-Pfalz gGmbH und als Vorsitzender der "ad hoc AG der Länder" zur Umsetzung des Krebsfrüherkennungs- und -registergesetzes in den Ländern hin. Die Rückmeldungen an die Ärzte zu ihren an das Krebsregister gemeldeten Daten seien ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Prozess- und Behandlungsqualität. Qualitätskonferenzen seien ein lernendes System und würden sich stetig weiter entwickeln. Die flächendeckenden klinischen Krebsregister stellten insgesamt einen Leuchtturm bei der Qualitätssicherung auch für andere Bereiche der gesetzlich Versicherten dar.

Frau Dr. Meike Ressing, Mitarbeiterin der Krebsregister Rheinland-Pfalz gGmbH, stellte Auswertungen zur "Datenqualität in Rheinland-Pfalz" vor. Diese würden bezogen auf die jeweilige Einrichtung in regelmäßigen Abständen an die meldenden Ärztinnen und Ärzte verschickt. Die Hauptziele dieser Auswertungen seien, mit den meldenden Ärztinnen und Ärzten ins Gespräch zu kommen und durch kontinuierliches Voneinander-Lernen letztendlich eine Optimierung der Datenqualität im Krebsregister zu erhalten. Die klinisch-epidemiologische Krebsregistrierung solle keine Einbahnstraße wertvoller Daten sein. Fast 160.000 Einzelmeldungen seien für die Auswertungen berücksichtigt worden.

Erfreulich sei, dass bereits in der Aufbauphase der klinischen Krebsregistrierung umfangreiche Analysen zur Datenqualität möglich seien. Die Qualität der Daten v.a. zu Brustkrebs sei insgesamt bereits gut. Bereiche mit Handlungsbedarf hätten identifiziert werden können. Durch intensive Kommunikation mit den Meldern habe gegenseitiges Voneinander-Lernen bereits stattgefunden.

Es folgten drei Vorträge im Rahmen von Klinischen Fallvorstellungen zum Mammakarzinom, zum Prostatakarzinom und zum kolorektalen Karzinom.

Frau Dr. Antje Nixdorf, Oberärztin und Leiterin des Brustzentrums am Städtischen Klinikum Worms, stellte zwei Patientinnen mit Mammakarzinom vor, die bezüglich der Tumordokumentation Schwierigkeiten bereitet und zu Rückfragen seitens des Krebsregisters geführt hätten. Frau Dr. Nixdorf stellte dar, welcher klinischer Hintergrund sich hinter den im Krebsregister vorhandenen Daten verberge. Es bereite teilweise Probleme, die klinische Wirklichkeit anhand der an das Krebsregister zu meldenden Daten adäquat abzubilden. Damit im Krebsregister ein lückenloser Krankheitsverlauf für den Patienten dargestellt werden könne, benötige das Krebsregister jedoch möglichst spezifische, vollständige Daten zu allen vorliegenden Meldeanlässen, insbesondere bei den Pflichtangaben.

Herr Sven von Ahn, Leiter des Uroonkologischen Zentrums des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier, stellte zwei Patienten mit Prostatakarzinom vor. Der eine sei leitliniengerecht behandelt worden, der andere aufgrund des ausdrücklichen Patientenwunsches nicht. Letzteres sei aber durchaus vertretbar gewesen. Bei beiden Patienten wäre das Prostatakarzinom nicht entdeckt worden, wenn man sich nur auf den Tastbefund bzw. nur auf den PSA-Wert verlassen hätte. Entscheidend für die Diagnostik sei es daher, bei unklaren Auffälligkeiten stets mehrere diagnostische Parameter zu erheben.

Herr Dr. Michael Schmid, Chefarzt und stellvertretender Leiter des Darmkrebszentrums am Westpfalz-Klinikum, Standort Kirchheimbolanden, stellte zwei Patienten mit einem Rektumkarzinom vor. Gründe für die nicht leitliniengerechte Behandlung des einen Patienten seien schwerste Nebenwirkungen der vor der Operation durchgeführten Therapie, der reduzierte Allgemeinzustand des Patienten und letztlich auch der Patientenwunsch gewesen.

2016 seien im Tumorboard des Darmkrebszentrums am Westpfalz-Klinikum weit über 100 Patienten besprochen worden. Seit 2007 hätten sich 287 Darmkrebszentren nach den Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizieren lassen.

Von allen drei onkologisch tätigen Klinikärzten wurde die Bedeutung der Datenauswertungen des Krebsregisters für ihre tägliche Arbeit insbesondere in Bezug auf die Qualitätssicherung betont. Voraussetzung seien aber qualitativ hochwertige Daten, was einigen Klinikärzten noch nicht ausreichend bewusst sei.

Frau Dr. Sylke Zeißig, die Ärztliche Leiterin der Krebsregister Rheinland-Pfalz gGmbH, stellte die "Chancen und Potenziale von Datenauswertungen durch das Krebsregister" dar. Die Ziele und Aufgaben klinischer Krebsregister nach dem Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz seien u.a. das Erkennen von Qualitätsdefiziten in der onkologischen Versorgung, die Zusammenarbeit mit Zentren in der Onkologie und die Auswertung der erfassten klinischen Daten und die Rückmeldung der Auswertungsergebnisse an die einzelnen Ärzte. Um diese Ziele zu erreichen, wurden bereits verschiedene Instrumente etabliert, wie z.B. die Einrichtung des Teams "Klinische Auswertung und Reporting", eine Befragung der Organkrebszentren und Onkologischen Zentren zu Wünschen an ihre Zusammenarbeit mit dem Krebsregister und die Einrichtung eines Expertengremiums aus onkologisch tätigen Ärzten.

Frau Dr. Zeißig betonte, dass landesweite Analysen zur onkologischen Versorgung nur mit Daten flächendeckender klinischer Krebsregister möglich seien. Diese hätten sowohl einen Nutzen für die Behandlung einzelner Patientinnen und Patienten als auch für zukünftige Patientinnen und Patienten durch Auswertungen mit ausreichend hohen Fallzahlen und belastbaren Daten.

Frau Antje Swietlik gab zum Schluss einen Ausblick auf die zukünftige Arbeit des Krebsregisters. In der jetzigen Aufbauphase sei schon viel erreicht worden. Verbesserungsbedarf gebe es unter anderem bei der Zeitnähe der Meldungen an das Krebsregister. Sie wies außerdem auf die Wichtigkeit der Vollzähligkeit der Daten hin. Diese könne nur erreicht werden, wenn alle Ärztinnen und Ärzte ihrer gesetzlichen Meldepflicht nachkämen. Durch den vielfach erwähnten kollegialen Dialog zwischen dem Krebsregister und den Ärztinnen und Ärzten und durch die Rückmeldungen an die Ärztinnen und Ärzte sollten diese dazu motiviert werden, alle Krebserkrankungen an das Krebsregister zu melden.

Den Ausklang des Abends bildete ein kleiner Imbiss, bei dem intensive Gespräche zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Qualitätskonferenz stattfanden.

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