Rückblick Qualitätskonferenz 2018

Am 05. Dezember von 15.00 bis 18.00 Uhr fand im Ratssaal des Rathauses der Stadt Mainz die zweite Landesweite Qualitätskonferenz des Krebsregisters statt. Die Schwerpunktthemen waren Harnblasenkarzinome, Malignes Melanom und Lungentumore.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Frau Antje Swietlik, Geschäftsführerin der Krebsregister Rheinland gGmbH die knapp 80 Teilnehmer und umriss kurz den aktuellen Stand nach Abschluss der Aufbauphase des Krebsregisters.

Dr. Klaus Jahn, Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demographie und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Krebsregisters, resümierte in seinem Grußwort die Erfolge der vergangenen 5 Jahre seit Inkrafttreten des Krebsfrüherkennungs- und -registergesetzes. Er verwies auf das kürzlich erschienene Prognos-Gutachten, in dem das Krebsregister RLP unter der Spitzengruppe der Bundesländer steht, mit 40 von 43 erfüllten Förderkriterien und stellte heraus, welche Vorteile die Gesundheitsversorgung und auch die politischen Einrichtungen in RLP aus der Implementierung der Krebsregister ziehen können. Auch die länderübergreifende Zusammenarbeit erläuterte er, diese werde stetig fortgeführt, um so eine sinnvolle Abstimmung zwischen den Krebsregistern der einzelnen Bundesländer zu gewährleisten. Ebenso findet eine enge Abstimmung mit weiteren Institutionen (Deutsche Krebsgesellschaft, Arbeitsgruppe Deutscher Tumorzentren, Qualitätszirkel usw.) statt. Darüber hinaus bedankte er sich, wie im weiteren Verlauf auch die anderen Fachreferenten, bei den Mitarbeitern des Krebsregisters für ihre wertvolle Arbeit.

Antje Swietlik stellte in ihrem anschließenden Vortrag noch einmal kurz die Ziele der flächendeckenden klinischen Krebsregistrierung dar und erläuterte die verschiedenen Leistungen, die das Krebsregister für die onkologisch tätigen Ärztinnen und Ärzte erbringen kann (Patientenindividuelle Rückmeldung der Tumorhistorie, Unterstützung von Qualitätskonferenzen mit zusammenfassenden Ergebnisdarstellungen, Verbesserung der Prozess- und Ergebnisqualität in der onkologischen Versorgung, Aggregierte Datenauswertungen zu weiterführenden wissenschaftlichen Fragestellungen). Anschließend wurde in einem kurzen Ausblick deutlich, welche langfristigen Ziele das Krebsregister in den nächsten Jahren erreichen wird.

In den anschließenden Themenblöcken stellte jeweils Frau Dr. Sylke Zeißig, Ärztliche Leiterin des Krebsregisters, zu den jeweiligen Entitäten erste klinische Auswertungen vor (Leistungsjahr 2016), bevor im Anschluss dann der jeweilige Fachreferent aus seinem Themengebiet einen Vortrag präsentierte.

Im ersten Themenblock standen Lungentumore im Fokus. Hier wurden von Frau Dr. Zeißig neben der Anzahl eingegangenen Meldungen Patientenströme und verschiedene Basisdaten zu Lokalisation und Histologie gezeigt. Im Anschluss präsentierte sie beispielhaft anhand von drei Qualitätsindikatoren (orientiert an S3-Leitlinie „Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“, 2010), ob diese laut Datenlage im Krebsregister auch entsprechend von den meldenden Einrichtungen umgesetzt werden. Dabei wurde deutlich, dass die Datenlage des Krebsregisters aktuell noch nicht die Versorgungsrealität abbildet. Der deutliche Appell an alle onkologisch tätigen Ärztinnen und Ärzte, ihrer Meldepflicht nachzukommen wurde in diesem Zusammenhang nicht nur von Frau Swietlik und Frau Dr. Zeißig an die Zuhörer gerichtet, auch die klinischen Fachreferenten wiesen im weiteren Verlauf auf die Bedeutung und Sinnhaftigkeit einer vollständigen Datenlage hin.

Dr. med Günther Matheis, Sektionsleiter der Thoraxchirurgie, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier, referierte im Anschluss zum Thema „Qualitätsindikatoren in der Behandlung des Lungencarcinoms“. Hierbei erläuterte er zunächst, welche Voraussetzungen Organzentren für eine erfolgreiche Zertifizierung erfüllen müssen. Im Folgenden ging er näher auf die Indikatoren der Prozessqualität der chirurgischen Therapie beim Lungenkarzinom ein und erläuterte einige aktuelle Zahlen zur Versorgungssituation in RLP. Weiterhin stellte er den Zusammenhang von Anzahl der durchgeführten Operationen in einer Einrichtung und dem anschließenden Behandlungserfolg dar. Zum Abschluss präsentierte er zwei Fallbeispiele und verdeutliche, warum sich, zugunsten des Patientenwohls, in einigen Fällen auch gegen eine leitliniengerechte Behandlung entschieden wird.

Nach einer kleinen Pause mit Kaffee und Kuchen ging es für alle Teilnehmer frisch gestärkt in den zweiten Teil der Veranstaltung.

Der folgende Themenblock wurde dann Frau Dr. Zeißig mit den klinischen Auswertungen des Krebsregisters zum Malignen Melanom eröffnet. Hier wurde zunächst die Anzahl Meldungen pro stationärer Einrichtung auf einer Rheinland-Pfalz-Karte dargestellt sowie ebenso die Patientenströme aufgezeigt. Ein deutlicher Trend hin zur Behandlung in den zertifizierten Hautkrebszentren in Rheinland-Pfalz (Mainz und Ludwigshafen) ist hier zu erkennen. Weiterhin zeigte Frau Dr. Zeißig Auswertungen zur Anzahl Patienten und Tumoren, Verteilung der Lokalisation und UICC-Stadien sowie Therapie aufgeschlüsselt nach UICC-Stadien. Hierbei war besonders auffällig, dass dem Krebsregister zu zahlreichen Tumoren bisher noch keine Therapiemeldungen vorliegen – auch hier wieder der Appell an die onkologisch tätigen Ärztinnen und Ärzte, alle gesetzlich vorgeschriebenen Meldeanlässe an das Krebsregister zu melden. Zum Abschluss des Vortrags wurden auch bei diesem Themenfeld noch einige Qualitätsindikatoren und die entsprechenden Auswertungen zu diesen vorgestellt. Zudem erläuterte Frau Dr. Zeißig Kennzahlen zum absoluten und relativen Überleben beim Malignen Melanom.

Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Grabbe, Direktor der Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, griff im Anschluss in seinem Vortrag „Langzeit-Überleben beim metastasierten Melanom“ dieses Thema ausführlicher auf und beschrieb eingehend die Veränderung des Gesamtüberlebens von Primären Melanomen (nicht metastasiert) und Lokoregionär metastasierten Melanomen in der Zeit zwischen 2009 und 2017. Dabei konnte er zeigen, dass bei beiden Formen die Überlebensrate eine starke Verbesserung in diesen 8 Jahren erfahren hat. Auch bei fernmetastasierten Melanomen ist eine deutliche Steigerung der Überlebensrate zu erkennen. Grund für diese starke Verbesserung sind laut Prof. Grabbe unter anderem neue Therapieformen mit sogenannten „Immune Checkpoint Inhibitors“. Beispielhaft zeigte er hier verschiedene Statistiken zur Auswirkung einiger dieser Wirkstoffe auf das Gesamtüberleben von Patienten mit Malignem Melanom. Auch auf LDH und Tumorlast als Prognoseparameter ging er in seinem Vortrag ein. Ein weiterer Abschnitt galt der frühzeitigen Therapie des metastasierten Melanoms im adjuvanten Stadium. Als Fazit konnte Prof. Grabbe in seinem Vortrag aufzeigen, dass bei einem immer größer werdenden Anteil der Patienten das metastasierte Melanom heilbar ist und auch weiterhin das Langzeitüberleben von Patienten mit diesem Krankheitsbild verbessert werden wird.

Im dritten Themenblock, zum Thema Harnblasenkarzinom, zeigte Frau Dr. Zeißig Auswertungen zu Anzahl der Patienten und Tumoren, Aufschlüsselungen nach Tumorstadien, N- und M-Stadien sowie Verteilung der UiCC-Stadien. Auch wurde die Meldesituation zu Therapie nach UICC-Stadium dargestellt sowie Verteilung des Residualstatus nach Operation. Zum Abschluss stellte Sie noch einige Anforderungen an die zertifizierten Uroonkologie-Zentren dar.

Prof. Dr. Markus Müller, Chefarzt der Urologischen Klinik am Klinikum Ludwigshafen, wies gleich zu Beginn seines Vortrags „Aktuelle stadiengerechte Therapie des Urothelkarzinoms der Harnblase und Qualitätsindikatoren“ auf den Umstand hin, dass es sich beim Harnblasenkarzinom um eine schwer zu dokumentierende Entität handelt, da das Auftreten dieser Tumorart sich als äußerst differenziert und vielschichtig darstellt. Auf diesen Punkt hatte auch Frau Dr. Zeißig bereits in ihrem Vortrag hingewiesen. Im Anschluss stellte Prof. Müller in seinem Vortrag einige Statistiken zum Auftreten der Erkrankung und zu den Risikofaktoren vor. Besonders das Rauchen sei in der Allgemeinbevölkerung kaum als Risikofaktor für Blasenkrebs bekannt, ist aber die häufigste Ursache für dessen Entstehung. Im weiteren Verlauf ging er auf die verschiedenen Merkmale der Krankheit ein sowie die Therapie- und Kontrollmöglichkeiten, hier insbesondere die Zystektomie. Weiterhin beleuchtete er verschiedene Qualitätsindikatoren der „S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Hanblasenkarzinoms, (Stand November 2016) und gab eine Einschätzung dieser zur Umsetzbarkeit in der Praxis.

Zum Abschluss gab Antje Swietlik noch einmal einen kurzen Ausblick für 2019 und bedankte sich bei allen Teilnehmern, bevor sie zu einem gemeinsamen kleinen Imbiss einlud, bei dem sich noch zahlreiche interessante Gespräche zwischen den Teilnehmern untereinander und den Mitarbeitern des Krebsregisters ergaben.

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